Auction 148 Part 5 Modern Art
By Auktionshaus im Kinsky GmbH
Dec 3, 2024
Palais Kinsky Freyung 4 A-1010 Wien, Germany
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LOT 2524:

Carl Moll: Café "Hohe Warte"

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Auction took place on Dec 3, 2024 at Auktionshaus im Kinsky GmbH
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Carl Moll: Café "Hohe Warte"
Carl Moll
Café "Hohe Warte"
1905
Öl auf Leinwand; gerahmt
80 x 80 cm
Signiert links unten: C. Moll
Zdenko Hans Skraup (1850-1910), 1905 direkt vom Künstler erworben;
seither in Familienbesitz, österreichischer Privatbesitz
1905 Wien, Secession, XXIII. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession, März-Mai, Nr. 136
Katalog der XXIII. Kunstausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession, März-Mai 1905, Wien, Nr. 136 (Café "Hohe Warte", ohne Abb.);
Vergleiche: Cornelia Cabuk, Carl Moll. Monografie und Werkverzeichnis, Belvedere Werkverzeichnisse, Band 11, Wien 2020, GE 226, Abb. S. 178 (Café Hohe Warte, Öl auf Holz, 36,5 x 26,5 cm)
Der impressionistische Einblick in den Gastgarten im Café "Hohe Warte" im 19. Wiener Gemeindebezirk zeigt diesen in der hellen Morgensonne noch ohne Besucher. Die weißen Kaffeehaussessel an den runden Tischen bilden ein unregelmäßiges Muster und stehen in der zufälligen Ordnung, wie sie das Publikum am Vorabend verlassen hatte. Einer der Gäste war möglicherweise der Vorbesitzer des Gemäldes, der Chemiker und Universitätsprofessor Zdenko Hans Skraup (1850-1910), der nach einer Familientradition das Lokal überaus schätzte und häufig frequentierte. Das in der XXIII. Secessionsausstellung gezeigte Gemälde wurde, wie die Neue Freie Presse im Mai 1905 berichtete (NFP Nr. 14620, Sonntag 7.5.1905, Theater- und Kunstnachrichten, S. 13), aus der Ausstellung angekauft und verblieb seither in Familienbesitz.
Carl Moll, Mitbegründer der Wiener Secession, malte das Motiv zunächst in einer Skizze (GE 226). Er wohnte damals bis 1906 in dem vom Architekten Josef Hoffmann errichteten Doppelhaus Moll-Moser auf der Hohen Warte in der Steinfeldgasse 8 in unmittelbarer Nähe. Als Mitinitiator der Künstlerkolonie Hohe Warte war er vermutlich selbst ein häufiger Gast des Cafés, dessen charakteristische Farben Blau und Weiß Hoffmann inspirierten (Vgl. Markus Kristan, Josef Hoffmann, Villenkolonie Hohe Warte, Wien 2004, S. 20). 1905 beschrieb der stark durch die englische Reformbewegung von John Ruskin und William Morris geprägte Autor Joseph August Lux im Buch "Das moderne Landhaus: Ein Beitrag zur neuen Baukunst" das 1840 vom Tabakgroßhändler Matthias Grandjean (1787-1852) begründete und als Georg Walch´s Meierei 1858 weitergeführte Ausflugslokal als autochthone Attraktion in der Umgebung der modernen Ansiedlung: "die weiß und blau gestrichene Glasveranda sieht noch immer recht gut aus. Ein Stück Biedermeier. Dazu gehören hohe Glasflügeltüren mit der charakteristischen Sprosseneinteilung, das blauweiße Glasservice, die blau-weiße Tischwäsche […] Rückseitig stehen weiße Tische und Sessel unter alten Bäumen. Die Landschaft gehört dazu." Das Biedermeier mit seiner Salonkultur, den einfachen geometrischen Formen des Mobiliars, befruchtete die Entwicklung des Wiener Jugendstils. Die Wiener Moderne sollte diese Tradition speziell in jener Gegend, wo auch Ludwig van Beethoven gelebt hatte, durch die Gründung der Künstlerkolonie im Freundeskreis von Moll, Koloman Moser, Friedrich Viktor Spitzer und Hugo Henneberg neu beleben.
In seinem Bild der Rückseite des Gastgartens verband Moll die geometrische Stilisierung und die impressionistische Lichtmalerei im quadratischen Format zur reizvollen Synthese. Diese Elemente hatte er in der Studie (GE 226) bereits angelegt. Das verhaltene Licht schillert verheißungsvoll im Blätterschatten der alten Kastanie im Vordergrund, deren knorriger Stamm ein charakteristisches Muster bildet und die Komposition in der Fläche verankert. Dahinter erhellt gleißendes Sonnenlicht die transparente Architektur der Veranda in einer Einheit von Innen- und Außenraum, wobei Moll in der gerasterten Fensterwand ein Leitmotiv der Wiener Moderne zitiert. Im Gegensatz zu seinem Berliner Freund Max Liebermann, dessen Gastgärten durch die Staffage als Orte des Amüsements charakterisiert sind, bevorzugte Moll die "weihevolle" Stille des Gartens, bevor die ersten Gäste eintrafen. In der stimmungsvollen Atmosphäre des Kastanienhains könnte die Idee des "Freundorts" ein Gesprächsgegenstand gewesen sein, wie Joseph Maria Olbrich den eigentlichen Plan zur Villenkolonie bezeichnet hatte, bevor er nach Darmstadt übersiedelte. Ein Hauch von Wehmut und Nostalgie in der Malerei Molls wäre in diesem Spiel von Licht und Schatten als Subtext der Bilderzählung daher durchaus nachvollziehbar. Zum letzten Mal für lange Zeit beteiligte sich Moll, der seit 1904 die Avantgarde Galerie Miethke leitete, vor seinem, mit der Klimt Gruppe vollzogenen Austritt aus der Secession, damals an einer Secessionsausstellung und war im gleichen Jahr gemeinsam mit Klimt in der zweiten Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Berlin vertreten.
(Cornelia Cabuk)
Carl Moll
Café "Hohe Warte"
1905
oil on canvas; framed
80 x 80 cm
signed on the lower left: C. Moll
Zdenko Hans Skraup (1850-1910), 1905 acquired directly from the artist;
since then in family property, private property, Austria
1905 Vienna, Secession, XXIII. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession, march-may, no. 136
Katalog der XXIII. Kunstausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession, März-Mai 1905, Vienna, no. 136 (Café "Hohe Warte", without ill.);
cf.: Cornelia Cabuk, Carl Moll. Monografie und Werkverzeichnis, Belvedere Werkverzeichnisse, vol. 11, Vienna 2020, GE 226, ill. p. 178 (Café Hohe Warte, oil on panel, 36.5 x 26.5 cm)

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